14. Mai 2007

Las Vegas Party Place

Mit den Tickets, die Sandra uns am Vortag beschafft hat, und reduziertem Gepäck - einen Teil bewahrt der freundliche Hotelier für uns auf - laufen wir zum Gateway of India, um unser Boot nach Alibag zu besteigen.

In der Warteschlange machen wir Bekanntschaft mit einem älteren indischen Ehepaar aus reichem Hause. Die beiden fahren rüber, um ein Grundstück zu begutachten, welches sie just erworben haben und dann noch mit Freunden Mittag zu essen.

Der Mann ist ganz begeistert, als er von mir erfährt, dass wir mit der Bahn durch Indien gereist sind. "They travel like Indians" ruft er verzückt seiner Frau zu.

Nach einer guten Stunde fahrt im klimatisierten Boot (wo es mir dank unlängst von Sandra erworbener Erkältungskrankheit beinahe zu kühl ist) reisen die beiden in einer schwarzen Limousine mit Chauffeur weiter. Wir haben auch einen, allerdings fährt der ein Tuk Tuk.

Und zwar lenkt er es zum Kihim Beach, wo wir direkt für zwei Nächte buchen - das passt so praktisch, da ich seit dem letzten ATM-Besuch mit lauter Tausendern rumlaufe.

In der Mittagshitze ist der Strand enttäuschend. Lang und menschenleer ja, aber dreckig, sehr dreckig und nirgends Schatten. Unser daraufhin gefasster Plan, etwas Essen zu gehen, verläuft ebenso im Sande, weil es keine Restaurants gibt oder aber deren Betreiber auf einer Hochzeit in Bombay sind.

Langer Strand mit Müll und ohne Schatten

Langer Strand mit Müll und ohne Schatten

Also landen wir mit Chips und Wasser auf unserem Zimmer. Am späteren Nachmittag, nach eifrigem Gechille, sieht es schon etwas besser aus. Am Strand lassen sich Muscheln finden und auch ein Sonnenuntergang steht in Aussicht.

Allerdings macht hier wohl keiner Anstalten, unsere Tausender zu nehmen, schon wenn man mit einem FÜnhunderter in den Shop kommt, hört man ein "No". Und Restaurants haben natürlich zwischenzeitlich auch keine eröffnet. Das ganze scheint uns ein Wochenendresort der Bombay-Oberschicht zu sein, wo Montags demnach tote Hose ist.

Tote Hose im Las Vegas Party Place

Tote Hose im Las Vegas Party Place

Tote Hose? Ha! Nicht in Indien. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang, zu dem Sandra uns alles besorgt hat, was kulinarisch machbar war, also glitschige Früchte, Kokosnüsse, Coca Cola und Kekse (Hauptzutat: Öl), sind plötzlich rund siebzigtausend Inder mit uns am Strand. Im entscheidenen Moment gehen sie aber für fünf Minuten mal aus der Sicht.

Zum Sonnenuntergang in Begleitung

Zum Sonnenuntergang in Begleitung

Als wir später aufs Zimmer kommen, sind Strom und Wasser ausgefallen, glücklicherweise hat man aber wohl ein durchdachtes Notstromsystem, welches unseren Ventilator weiter dreht und uns Licht gibt.

Zwei Damen des Hauses kommen mit einem Eimer Wasser herbei, den sie uns ins Bad stellen und uns fröhlich unbekümmert auf Hindi volltexten. Es geht offensichtlich um Wasser, ich deute das Gesagte in etwa als "Hier bitte, ein Eimer Wasser, das Wasser geht nicht, kein Wasser, ach sieh an, die haben schon einen Eimer Wasser, fein, hier, ein Eimer Wasser"

Es folgt eine Nacht, die es in die unerträglichkeits Top 5 schafft.

15. Mai 2007

Weil nämlich: Sandra hat Durchfall und es ist sehr heiß. Am Morgen sind wir gerädert und nicht gewillt, unsere zweite Nacht auch noch hier zu verbringen, obgleich wir kühne Pläne geschmiedet hatten - auffinden, eines Marktes, Nahrungsaufnahme und dergleichen.

Unser Abreisevorhaben wird am Gepäck und am Schloss erkannt, wir bekommen sogar das Geld für die zweite Nacht zurück, obwohl uns eigentlich keiner versteht.

Wir laufen die - gerade aktuell mal wieder menschenleeren - Straßen des Dorfes entlang, bis uns ein Tuk Tuk aufnimmt und nach Alibag bringt.

Wie wir feststellen, ist Alibag ein Ort und kein Anleger. Aber die Bootsgesellschaft hat hier einen Schalter nebst Bustransfer. Uns bleibt noch eine Stunde, uns rumzutreiben, dann beginnt unsere Rückreise, die zur Mittagszeit erfolgreich in Bombay endet.

Wir beziehen unser gewohntes Zimmer, kaufen Bananen und Shawls, bringen Fotos zum Entwickeln und kehren heim zum klassischen Mittagsschlaf. Später, bei einem weiteren Ausritt, gibt es was zu Essen, Tücher und einen Termin. Morgen um 11 Uhr vorm McDonalds, auf nach Bollywood.

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