06. Mai 2007

Patna

Ein deutscher Bahnhof um halb vier in der Frühe. Man muss sich wahrscheinlich bemühen, den Hauptausgang zu finden, weil die übrigen geschlossen sind. Die einzige Person, die man sieht, ist wahrscheinlich ein Schaffner. Es ist kühl und ruhig.

Patna, halb vier in der Frühe. Mit uns ergießen sich hunderte in die drückende Hitze auf dem Bahnsteig, wo bereits tausende stehen, sitzen, liegen, warten oder schlafen.

Auch die Treppen und Übergänge sind voll. Es stinkt nach Pisse und auf dem Fußboden ist Scheiße. Unser Anschlusszug kommt in sieben Stunden.

Nach einer Runde durch die völlig überfüllte Vorhalle (VorHÖLLE?) denken wir - wohl ein wenig deutsch - wir könnten einen "ruhigen" Platz auf einem der Bahnsteige finden.

Wir lassen uns nieder, aber Sandra wird wahnsinnig und im nachhinein kann ich ihr sehr, sehr dankbar dafür sein, denn wir bemühen einen Rickscha-Fahrer, der uns heldenhaft an vier oder fünf Herbergen vorbeifährt und schließlich in einem Hotel so viel Radau macht, bis man uns einlässt.

Sandra fühlt sich in Patna sehr wohl!

Sandra fühlt sich in Patna sehr wohl!

Da wir nunr wenige Rupien am Start haben, handeln wir ein Zimmer von 450 auf 400 Rupien runter und begleichen die Hälfte der Summe mit einem 5-Dollar-Schein. Dann gibt es für uns eine Dusche und ein paar Stunden Schlaf.

Danach wieder zum Bahnhof, durch die stinkende Stadt. Noch fünf Stunden Fahrt nach Varanasi.

Wir sitzen auf den richtigen Plätzen, aber im falschen Wagen - obwohl wir extra am Bahnsteig gefragt hatten. Der peinlich berührte Schaffner traut sich erst, nachdem er schon ein paar Minuten in unserem Abteil sitzt, uns darauf aufmerksam zu machen. Er bedauert es sehr, es sei aber seine Pflicht. Wir als höfliche Deutsche setzen uns natürlich sofort um.

Wahnsinniger Jan im indischen Waggon

Wahnsinniger Jan im indischen Waggon

Dann überqueren wir den Ganges. Oh wow. Das Flussbett ist wesentlich breiter als der Wasserlauf, kein Wunder, wir sind am Ende der Trockenzeit. Wenig später fahren wir in den Bahnhof ein, bekommen eine Autorickscha, dessen Fahrers Bruder uns sogar noch den letzten Teil zu Fuß durch die engen Gassen der Altstadt zum Guest House Puja führt.

An der Rezeption empfängt uns ein alter Inder, der dank seiner Halskrause ein wenig seltsam und lustig aussieht. Unser einziger Plan für den Tag ist es, noch Geld zu tauschen und alle weiteren Bahntickets zu besorgen. Nacheinander werden wir der folgenden Fakten gewahr:

Wir sind im Paradies!

Was man vom Dach aus so sieht

Was man vom Dach aus so sieht

Und in die andere Richtung schaut man auch

Und in die andere Richtung schaut man auch

Wir beschließen, die Idylle für heute nicht mehr zu verlassen und verweilen bis zur Nacht auf unserer angenehmen Dachterrasse.

Dass uns der Hoteleigentümer noch probiert, zu einer Tasse Tee in die Silk-Factory seiner Familie einzuladen, ignorieren wir großzügig.

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