07. Mai 2007

Varanasi - die heilige Stadt

Wir schlafen aus und stellen dann erfreut fest: Auch morgens gibt es auf unserer Dachterrasse ein schattiges Plätzchen, und auch der Wind weht noch.

Wir frühstücken, für mich gibt es Cheese Stuffed Paratha, weil ich Paratha als Teil des indischen Frühstücks ausmachen konnte. Wie sich herausstellt, handelt es sich dabei um zwei nicht durchgebackene Pfannkuchen, die übereinandergelagert wurden und zwischen denen sich mikroskopisch kleine Käsereste befinden.

Dieses Ensemble wird dann kurz frittiert und mit geschmolzener Butter begossen serviert. Mmmmmh!

Danach geht es los. Unser Guest House liegt nahe am Lalitha Ghat, welches wiederum mit dem größeren der beiden Burning Ghats benachbart ist, wo die Inder ihre Toten verbrennen.

Keine fünf Millimeter sind wir über die Schwelle, da haben wir auch schon Gesellschaft. Ein Mann führt uns zum Burning Ghat, während er die Fragen stellt, die wir in den kommenden Tagen allzuoft beantworten werden: Wo wir herkommen, ob wir zum ersten Mal in Indien sind, wo wir in Indien schon waren ...

Am Burning Ghat führt er uns in ein Gebäude, aus dem man einen Überblick über das Treiben hat. Sehr eindrucksvoll.

Einige Tote brennen, neue werden gebracht, Holzhaufen aufgeschichtet. Sandra und ich würden am liebsten stumm betrachten, stattdessen werden wir vollgeschwallt und genötigt, vor einer alten Frau niederzuknien, die uns auf den Kopf patscht - und dann sollen wir Geld spenden für Holz.

Fünf Kilo Holz pro Person seien wohl angemessen, ein Kilo kostet 150 Rs. Wir sind nicht bescheuert und geben zusammen 150 Rs., auch als uns angedroht wird, das wäre jetzt aber ganz schlecht für unser Karma, bleiben wir hart.

Holzstapel am Burning Ghat

Holzstapel am Burning Ghat

Das Burning Ghat selbst darf nicht fotografiert werden, daher hier die Umgebung

Das Burning Ghat selbst darf nicht fotografiert werden, daher hier die Umgebung

Das führt dazu, dass wir nun endlich einigermaßen unbehelligt das Schauspiel auf uns wirken lassen können.

Meine Reaktion überrascht mich. Ich hatte mit allem möglichen gerechnet, so auch der Variante, ich könne es nicht mit ansehen und würde mich ekeln.

Stattdessen empfinde ich das Ganze als sehr friedlich, und trotz des Mülls, der streunenden Hunde, Kühe und Ziegen, der Menschen, die direkt vor dem Ghat nach Zahngold und ähnlichem tauchen, als würdevoll.

Nachdem das gesackt ist, kommen wir zu allgemeinen Wichtigkeiten. Varanasis Altstadt besteht aus sehr engen Gassen, teilweise Durchgängen und Tunneln unter Gebäuden. Diese sind vollgeschissen, weil überall Kühe, Ziegen und Hunde herumlaufen und zugemüllt, weil überall Menschen herumlaufen.

Den Fluss entlang liegen die Ghats, hohe Treppen von der Stadt hinab in den Fluss. Auf dem Fluss: Boote. Im Fluss: Kühe, Menschen, (tote) Hunde.

Sändy und Jan am heiligen Fluss

Sändy und Jan am heiligen Fluss

Wir stromern an den Ghats entlang und durch die Gassen, wehren allerlei Volk ab. Supertrick: Männer grüßen und reichen einem die Hand, ergreift man diese, fangen sie sofort an zu massieren und sind nur schwer davon abzubringen. Schon bald begegnen wir diesem Problem, indem wir indisch zurückgrüßen. So bleiben wir höflich UND unmassiert.

Er wollte die Schlange eigentlich mir um den Hals legen. Das konnte ich zum Glück noch verhindern.

Er wollte die Schlange eigentlich mir um den Hals legen. Das konnte ich zum Glück noch verhindern.

In einem kleinen Kellerraum statten wir dem Internet einen Besuch ab. Auch hier gilt: Es gibt zwei Computer, und meiner geht nicht.

Also skype ich mit Hermann, während Sandra am gleichen Computer mailt. Das ist allerdings schwieriger als gedacht, denn aus irgendeinem Grund klingt Hermann, als stünde er in einer Kirche.

Hermann fragt uns noch, ob es nicht manchmal Stromausfälle gebe, dann beenden wir das Gespräch und der Strom fällt aus. Wir beenden den Tag auf unserer Dachterrasse.

Verbotenes Kuschelfoto

Verbotenes Kuschelfoto

weiter